Schottland I, II & III
Schottland I
Da wir mit Mama und Lea ja in Inverness verabredet sind, aber noch ein paar Tage Zeit haben bis die beiden eintreffen, beschließen wir an der Schottischen Süd- und Westküste entlang zu fahren. Zunächst besuchen wir u. a. die Städtchen Dumfries, den Galloway Forest Park und die "Rhins of Galloway"-Halbinsel, die sich in dicken Regenwolken verhüllt. Von dort ging es dann hoch bis in die Stadt Ayr, wo wir vom Parkplatz an dem wir schlafen Seerobben beobachten konnten. Da der Wetterbericht für den nächsten Tag genauso mau aussieht wie für die Tage zu vor, gehen wir in das örtliche Schwimmbad bzw. in die Sauna desselben. Als wir am frühen Nachmittag wieder rauskommen stellen wir fest, dass die Sonne scheint und ärgern uns ein bisschen.. Aber schön wars trotzdem ;) Weiter nach Norden fahrend lassen wir Glasgow links liegen. Dort finden gerade die olympischen Spiele des Commonwealth statt, die "Commonwealth Games"; und die Stadt soll hoffnungslos überfüllt sein. Dafür fahren wir am herrlichen Loch Lomond entlang, dem größten See Schottlands, der mit seinen Inselchen und eingerahmt von fast 1000m hohen Bergen ein schönes Bild bietet. Doch schon hier merken wir, dass sehr viele Touristen unterwegs sind, ganz anders als wir es in Wales erlebt haben. Es wimmelt geradezu von deutschen und französischen Campervans, Wohnmobilen und schwer bepackten Motorradfahrern. Den Höhepunkt bildet aber zweifelsohne eine Reisegruppe von 14(!!!) italienischen Wohnmobilen, die (auf den kleinen teils einspurigen Straßen mit Ausweichstellen) im Konvoi fahren und uns tatsächlich 3x! entgegen kommen, an verschiedenen Tagen und verschiedenen Orten. Zum Glück kamen sie uns jedes mal nur entgegen, denn wenn man das Pech hätte hinter der Truppe festzuhängen, kann die Laune bestimmt rapide bergab gehen.
Um den ganzen Trubel zu entgehen fahren wir auf die ca. 120km lange und sehr schmale Halbinsel "Kintyre" an dessen Ende der "Mull of Kintyre" liegt, über den schon Paul McCartney ein Lied geschrieben hat. In steilen Serpentinen geht es hier am Ende der Straße noch ca. 2Kilometer bergab (und später natürlich auch wieder bergauf) bevor man immer noch gut 50Meter über dem Meerersspiegel an schroffen Klippen am alten Leuchtturm ankommt. Heutzutage funktioniert dieser natürlich vollautomatisiert und die alte Wohnng der Leuchtturmwärter ist nun ein Ferienhaus "am Ende der Welt". Sonst gibt es hier unten nämlich nichts mehr außer rauer Natur und lauter Brandung. Bei einem Unwetter ist es am Kamin der Ferienwohnung bestimmt sehr gemütlich (vorausgesetzt sie hat einen..) Ansonsten ist unser Plan aufgegangen, hier unten müssen wir uns nicht mit Touristenmassen plagen, nur 3 Radfahrer haben einen steilen Anstieg vor sich (wir natürlich auch). Als Schlafplatz finden wir heute eine schöne Wiese direkt am Meer gelegen.

Schottland Part II
Der nächste Tag führt uns bis nach Fort William und bietet spektakuläre Ausblicke: Entlang an einem der längsten Seen Schottlands (Loch Awe) geht es auf einer kleinen einsamen Straße. Nicht weit nördlich davon ist Schluß mit der Einsamkeit. Wir kommen nach Glen Nevis, das für mich schönste Tal bzw. Panorama, dass ich in Schottland gesehen habe. Nur leider wir es auch entsprechend vermarktet und ist gut besucht. Mehrere Großraumparkplätze und ein Visitor Centre in dem man natürlich auch Tassen und Tshirts kaufen kann stören den Eindruck. In Fort William selbst sind wir erst sehr spät und haben heute nicht so viel Glück einen schönen Schlafplatz zu finden. Schließlich sind wir auf der Straße Richtung Ben Nevis, den höchsten Berg Schottlands und der Britischen Inseln (1344m). Am Ende der kleinen Straße ist ein Parkplatz auf dem wir aufgrund der vorgerückten Stunde bleiben. Aussteigen ist aber nicht drin und auch den Wagen bauen wir ohne die Türen zu öffnen zum Schlafen um. Grund ist zur Abwechslung mal nicht der Regen, der in diesem Fall noch angenehmer wäre, sondern tausende umherschwirrenden Monstermücken.
Am nächsten Morgen können wir zahlreiche Wanderer - die den Berg trotz des schlechten Wetters in Angriff nehmen wollen - beobachten, die schon auf dem Parkplatz fast ausrasten und heftig mit den Armen wedeln hin und her rennen in der Hoffnung die Mücken zu vertreiben. Aufgrund des Wetters und der Mücken sehen wir von einer Besteigung ab. Später vielleicht mal. Entlang des Loch Eil westlich von Fort William sollte man unbedingt fahren, wenn man mal nach Schottland kommt! Die Strecke führt durch eine traumhafte Landschaft. Parallel zur Straße verläuft auch eine alte Eisenbahntrasse. Die immer noch aktive Dampfeisenbahn fährt die Touristen hin und her und einigen kommt die Strecke vielleicht aus Harry Potter bekannt vor. Bei schönem Wetter bestimmt auch sehr lohnenswert. Wir verlassen die Nationalstraße Richtung Süden und wenden uns der Ardnamurchan-Halbinsel, eine weitere Empfehlung für zukünftige Schottlandreisende! Herrliche Landschaft, schöne Buchten, einsame Sandstrände und leere Straßen gibt es hier zu entdecken. Unbedingt zu empfehlen ist die "gut erhaltene" Ruine des "Castle Tioram". Zu dem auf einer Insel gelegenen Castle kann man bei Ebbe laufen. Die kleine Festung ist nicht restauriert und droht einzustürzen. Zumindest steht das auf einem Schild davor. Wir wagen uns dennoch rein und bekommen erstaunlich viel von der ehemaligen Bausubstanz zu sehen und mit ein bisschen Fantasie kann man sich leicht vorstellen wie es früher wohl aussah. Am Ende der Halbinsel steht mal wieder ein Leuchtturm (der wegen irgendeiner besonderheit mal wieder besonders und einmalig sein soll - so wie jeder leuchtturm halt..) aber viel spannender: angeblich soll man Wale und Delfine beobachten können - manchmal zumindest. Wir bleiben natürlich erfolglos. Dafür kommt die Sonne noch mal raus und wir können - nach einer schönen Wanderung - am einsamen Standstrand im Meer baden. Nicht vergessen sollte man vor(!) der Tour - in Fort William - noch mal vollzutanken. Denn in Killochen, dem Hauptort der Insel (ein paar Hundert Einwohner) gibt es nur eine kleine alte Tankstelle. Der Liter Diesel kostet hier auf einmal nicht 1,29Pfund was ja schon teuer genug ist, sondern 1,54 und nochmal ein Pfund für den obligatorischen Tankservice. Naja wir tanken für 10 Pfund, was sollen wir machen, wir wollen ja unterwegs nicht liegen bleiben. Direkt bevor wir wieder in Fort William ankommen, steigen wir noch bei "Neptun's Staircase" aus. Für den Kaledonischen Kanal wurden hier direkt hintereinander 8 Schleusenbecken gebaut, sodass es wirklich wie eine endlos lange Treppe aussieht. Es ist äußerst interessant, wie sich die kleinen Schleusenbecken füllen und leeren und die Freizeitsegler langsam vorankommen. Leider regnet es immer noch in Strömen obwohl wir zwei Tage weg waren. Entlang der Wasserstraße, zu der auch das berühmte Loch Ness gehört, fahren wir Richtung Inverness. Loch Ness, der durch seine bis zu 200m Tiefe wasserreichste See Schottlands, sieht für uns nicht anders aus, als die zahllosen Seen, die wir vorher schon passiert haben. Schließlich erreichen wir Inverness. Mit über 70 000 Einwohnern ist diese, die größte Stadt im Norden. Hier suchen wir uns einen Parkplatz auf dem wir ein paar Tage bleiben können. Wir haben mal wieder Glück, nur ein paar Kilometer entfernt von Lea und Mama's B&B finden wir eine Möglichkeit in einem kleinen Wald.

Schottland Part III
Die Tage mit den Beiden sind leider insgesamt sehr verregnet. Auf der angeblich immer trockenen Black Isle, ein kleines Stück nördlich von Inverness, werden wir 4 auf einer Wanderung richtig naß durch einen kurzen Starkregen. Auf einer Wanderung im Glenmore Forest Park (unsere erste Munro-Besteigung ;) ) fängt es ebenfalls plötzlich zu regnen an und der Wind peitscht selbigen so doll ins Gesicht, dass es weh tut. Bedingt durch das Wetter verbringen wir also mal wieder viel Zeit im Auto und hören uns Neuigkeiten aus Deutschland an... So fahren wir auf der Isle of Skye umher und setzen mit der Fähre wieder aufs Festland über - eine landschaftlich sehr reizvolle Strecke oder fahren entlang der Westküste bis nach Unapool. Einen Besuch in einer der vielen Whiskey-Destillerien darf natürlich auch nicht fehlen. Wir entscheiden uns für die bekannte Glenfiddich-Destillery und bekommen nach einem 20-minütigen melodramatischen und die Herstellung glorifizierenden Imagefilm und einer halbstündigen interessanten Führung über das Gelände jeder drei Whiskeys zu probieren. Für eine kostenlose Tour nicht schlecht! Eigentlich hatte ich mich ja als Fahrer angeboten, aber leider war unser Auto nach einem Schockmoment am Vortag in der Werkstatt und so musste Mama uns mit ihrem Mietwagen fahren. Am Morgen zuvor (nach anhaltendem Regen in der Nacht) schaltete ich nämlich dummerweise schon die Heckscheibenheitzung ein ohne den Motor zu starten, was die Batterie nach einer Weile in die Knie zwang. Da standen wir nun auf unserem Waldparkplatz - in 10 Minuten mit Lea und Mama verabredet - und der Wagen sprang nicht an. Glücklicherweise fuhr gerade ein Wagen mit einer halben Werkstatt im Kofferraum auf den Parkplatz und konnte uns Starthilfe geben. Der Fahrer machte uns außerdem auf unseren, durch den langen Regen gerade einmal sauberen Reifen, aufmerksam, der quasi über kein Profil mehr verfügte. Wohl oder Übel mussten wir also in die Werkstatt, die den passenden Reifen natürlich erst am nächsten Tag liefern und wechseln konnte. Das war die Geschichte wie Mama um ihren Whiskey kam und wir 100 Pfund für Reifen und auswuchten bezahlten. Wir probierten noch den ein oder anderen Cider bzw. Ale in verschiedenen Pubs von Inverness und so waren die gemeinsamen Tage auch schnell schon wieder rum. Die beiden machten sich wieder auf den Weg zu ihrem Flugzeug nach Edinbourgh. Auch vor uns lag eine lange Fahrt. Wir verabschieden uns am 15.8. abends und fahren am nächsten Tag nach Stranraer (400km) um von dort die Fähre nach Belfast zu nehmen. Denn am 17.8. hat Sophie Geburtstag und wir sind mit ihr und zwei weiteren Freundinnen in einem Cottage im Norden Irlands verabredet. Auf der Fahrt zur Fähre besichtigen wir noch den Ort Stirling, welchen wir beim Trampen in Island empfohlen bekommen haben. Der Ort erweckt den Eindruck, als wenn man dort ein paar schöne Tage verbringen könnte. Am Nachmittag kommen wir am Fährhafen an und machen ein Nickerchen im Auto, denn vor uns liegt mal wieder eine Nachtfahrt. Die Fähre legt um 23.30 Uhr ab und erreicht Belfast um kurz vor 2 Uhr morgens. Wir beobachten die Einfahrt ins Lichtermeer der Stadt von Deck aus, bevor wir uns wieder ins Auto setzen. Bis wir das Cottage erreichen liegen noch 200 km quer durch Nordirland vor uns. Nach einer Fahrt durch die nordirisch Nacht, passieren wir irgendwann die Grenze nach Irland. Dies merken wir aber nur daran, dass die Geschwindigkeitsangaben plötzlich in kmh und nicht mehr in mph angegeben werden. Gegen kurz vor 5 erreichen wir schließlich unsere Unterkunft für die nächsten 2 1/2 Nächte, klingeln Anne, Ruth und Sophie zum Tür öffnen kurz wach und gehen erschöpft schlafen.